1998 "Zu den Quellen Sibyllas" München Knaur
Taschenbuch, 400 Seiten, ISBN: 3-426-86177-1                          
Essays über sibyllinische Vorstellungen der antiken
Götter- und Sternenwelt sowie Kontexte 
im Schicksalsverlauf berühmter Persönlichkeiten.
Den Knaur-Verlag für meine Idee zu gewinnen, war mir als damals völlig Unbekannte durchaus ein glücklicher Erfolg.
So auch die durchweg positiven Resonanzen, z.B. 
ARZ, Mittelbad.Presse, Grimmelshausen und die Blüte der Sterndeutung  (8.7.98, Hättig, hä)
Zeitschrift „Fantasia" (23.8.98, Rez. Carl-Heinz Ostermaier)
Fränkische Nachrichten Neues und Interessantes aus der Bücherecke (22./23.8.98)
Fachzeitschrift Astrolog (23.10.98, Rez. Rita Keller)
Acher- und Bühler Bote (20.8.98, Rez. Buchal)
ARZ, Mittelbadische Presse "Anita Vogel ging zu den Quellen Sibyllas (20.8.98 Rez. bgu)
ARZ Mittelbadische Presse "Appetit auf Geschichte" (20.8.98 Interview mit Brigitte Gutmann)
Fachzeitschrift Meridian "Zu den Quellen der Weisheit" (Heft 5/2000, Interview mit Marcus Jehle)
Achertäler, Zu den Quellen Sibyllas (07+11/98)
Baden TV Fernseh-Interview "Mythen in neuem Licht"  (26.8.98 mit Brigitte van Hattem)
Außerdem verschiedene teils vom Verlag arrangierten Lesungen z.B. Thalia in Karlsruhe, etc.

 

Rückblick auf mein Sibyllen-Buch von 1998:

Intuitiv, superschnell, unreflektiert niedergeschrieben, basierend auf der einen Idee, die mich nicht losließ: die antiken Sternenmythen und die Schicksalswege des Menschen.

Den Ausgangspunkt fand ich in der Antike, dem Sonnenheiligtum Apolls und den wahrsagenden Sibyllen. Der Orakelspruch zu Delphi: „Mensch, erkenne dich selbst,“ wurde zur Maxime meines Buches. 

Allerdings ist prophetische Astro nicht mein Gebiet. Hingegen gilt meine Liebe den Betrachtungen zu  Mensch, Welt und Universum.

Der Geburtstag als „geprägte Form“, die sich im Lebenslauf so entfaltet, ist einer der Grundgedanken. In vielen Beispielen des Buches zeigt sich, wie die ursprüngliche Prägung den Lebensweg grundsätzlich begleitet. Zum Kennenlernen füge ich zwei Aufsätze bei.  

Die Tiefgründigkeit der Tierkreiszeichen haben Kunstwerke über Jahrhunderte hervorgebracht. So Leonardo da Vincis „Abendmahl“. Die zwölf Apostel tragen nämlich in Ausdruck und Gebärde typische Tierkreis-Signaturen von Widder bis Fische. Es ist also kulturell durchaus legitim, sich des astrologischen Stoffes anzunehmen.

Oft höre ich Bedenken, weil diese alten Sonnenzeichen sich im Lauf der Jahrhunderte sukzessive verschieben. In  meinem Buch habe ich das sehr ausführlich erklärt, möchte aber hier wegen der Häufigkeit der Fragen in aller Kürzer wiederholen, dass die Sternzeichen weit draußen im All, der sogenannte siderische Tierkreis - dessen vage Bilder Grundlage für die 12 astronomischen Zeichen wurden - sich im Lauf der Jahrtausende aus Erdensicht verschiebt, eben durch die Pendelbewegung der Erdachse. Aus der Perspektive der Erde vollzieht sich innerhalb von ca. 26.000 Jahren eine komplette 360 Grad Bewegung. Hingegen bleibt der astronomische Tierkreis sich gleich, so beginnt z.B. der Frühlingsanfang mit Widder oder die Herbst-Tag-und Nachtgleiche mit der Waage, etc. So ist für uns Erdenkinder einzig dieser angewandte astronomische Tierkreis ausschlaggebend.

 

 

Leseproben

Geboren im Zeichen der Jungfrau:

Johann Wolfgang von Goethe

Johann Wolfgang von Goethe, Zentralgestirn deutschen Geisteslebens, war „mit dem Glockenschlag zwölf“ im Zeichen der Jungfrau geboren. Er gab der Sternenmacht die Legitimation: Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen/ die Sonne stand zum Gruße der Planeten/ bist alsdann fort und fort gediehen / nach dem Gesetz, wonach du angetreten...“

Er trat nach dem Gesetz des Zeichens der Jungfrau an: „Im Vielen das Eine erblicken und in der Einheit die Vielfalt!“ Hier sehen wir Goethe als Naturwissenschaftler, der sich der Ordnung der Natur annahm. Er betreute die Ilmenauer Bergwerke und sa

Aber auch Gretchen im „Faust“ wurde Beute. Das arme und reine Mädchen, von dem der Hölle verschriebenen Faust mitgerissen. Bis ins Extrem: Sie wird selbst zur Kindmörderin, als wäre sie von vorn herein der Unterwelt verschrieben....

Das Heidenröslein, das der wilde Knabe brach, auch das ist ein Korenraub, Röslein wehrte sich und stach, ach, ihm hilft kein Weh und Ach....Die Rose, das Jungfernsymbol - so morgenschön - vom wilden Knaben dem Mutterboden entrissen.

Erlkönig: Der Vater erreicht den Hof mit Müh und Not, in seinen Armen das Kind war tot. Der Nebel verwischt die Grenzen zwischen Diesseits und Jenseits. Der Erlkönig verspricht dem Kind ein Paradies, er will es zu sich holen. Und bist du nicht willig, dann brauch ich Gewalt. Stimme des Todes. Wieder, wieder das geraubte unschuldige Leben - in allen Formen versteckt.

Und Goethes Leben, das war so spannend wie sein Werk: Er galt als spröde, etwas steif im Gehen und Benehmen, wirkte eher offiziell und sogar gehemmt. Der geniale Dichter trat hinter dem Staatsmann zurück. Wer hat ihn aus einer gewissen Hemmung befreit? Seine Christiane, das hübsche, aber ungeschliffene Mädel aus der Weimarer Armut. Das kleine Naturwesen, das ihm im Garten erstmalig begegnete.

Was war das für ein Mädchen, mit dem er „sündig“ lebte, aber erst 59-jährig heiratete? Er wäre vielleicht ganz in der Hemmung, Zögerlichkeit und Ehe-Scheu seines Jungfrau-Zeichens stecken geblieben, aber Christiane, die Spontane, die Derbe, die gern tanzte, trank und feierte, sie hatte den Ur-Rhythmus im Blut, die nahm ihm das angeboren Zurückhaltende. Wenn es auch Partnerinnen vor ihr gab, schien damasl bei aller Liebe auch Distanz gewesen zu sein.  Christiane schrieb ihm in ihren Briefen, sie sei „hasig“, was ihn aber nicht hinderte, sie immer wieder lange, sehr lange allein zu lassen, um die andererseits die Reinheit seines dichterischen Wesens zu erhalten. Im Gleichnis gesprochen, er pflegte sein Dasein im Zeichen der Jungfrau. Er blieb aber auch verschont vor der Hetze von Weimar, denn man hackte auf Christiane herum, während er weitgehend unangetastet blieb. Auch das scheint mir eine Jungfrau-Variante. (Christiane war Zwillinge, sie trug wohl seinen Schatten mit.)

Und dieses Zieren und Zaudern bis er erst 57-jährig heiratete! Was gab dieser Augenblick her? Eros verknüpfte sich mit Tod, und das Bild der Kore taucht auf.

Schreckensnacht in Weimar Oktober 1806, Schlacht von Jena und Auerstedt. Napoleon, Bezwinger Europas, siegte über die preußische Allianz. Inmitten von Beraubung, Kriegsgräueln, Flammen, konnte er heiraten. Wie kann man so einen fatalen Hintergrund für sein Hochzeitsfest wählen? Eben, das Reich des Hades überwältigte den Jungfrau-Geborenen Goethe. So kann man auch eine geprägte Jungfrau-Form leben. Das war keine zynische Theatralik.

Es ist teils umstritten, trotzdem wird berichtet, dass Christiane ihm sein Leben vor den eindringenden französischen Soldaten rettete. Seht ihr denn nicht, wen ihr töten wollt? soll die Couragierte ihn verteidigt haben. Eros und Tod, das wandelte sich hier in: Heiraten statt Sterben. Es waren diese mutigen Worte, die Goethe den letzten Anstoß zur Heirate gegeben haben sollen.

Frau von Stein schrieb über die Hochzeit: Während der Plünderung hat er sich mit seiner Mätresse öffentlich in der Kirche trauen lassen, und dies war die letzte kirchliche Handlung, denn alle unsere Kirchen sind nun Lazarette und Magazine.

Charlotte von Schiller: Die Trauung hat mir etwas Grauenhaftes, gesteh ich. In einer Kirche, wo Tote, Verwundete am Tag vorher lagen.... Sie sprach die Vermutung aus, dass diesem Entschluss ein panischer Schrecken zu Grunde liegen musste.

Gräfin Schimmelmann, Freundin aus Karlsbad: Goethes skandalöse Hochzeit hat einen jeden geärgert. Man schrieb uns gleich, dass die Kanonen von Jena sein Hochzeitskleid und sieben brennende Häuser in Weimar seine Hochzeitsfackeln gewesen wären!

Cottas Allgemeine Zeitung: Goethe ließ sich unter dem Kanonendonner der Schlacht mit seiner vieljährigen Haushälterin, Demoiselle Vulpius, trauen.

Also: Eros und Tod! Das bestimmte sein Leben. Und selbst eine so große Persönlichkeit wie Goethe entwickelte sein Schicksal  im Rahmen einer geprägten Form. Gewiss entwickelt sich bei jedem/r Geborenen die Urform anders, ganz individuell und auch im Niveau verschieden, doch die Auspizien, nach denen sie angetreten, verblüffen bei bildhafter Betrachtung des Symbolischen…..

Ob  in Leben und Werk von Johann Wolfgang von Goethe nicht ein Abglanz aus dem uralten Sternenmythos der Kore durchscheint?

 

 

Geboren im Zeichen des Skorpion:

Friedrich von Schiller

Wenn auch sein Geburtstag nun mehr als ein Vierteljahrtausend zurück liegt, lebendig soll er bleiben, wird er bleiben, Friedrich von Schiller, im Zeichen des Skorpion geboren. Passt der November als Geburtsmonat an sich zu dem großen Dichter? Das Novemberkolorit mit wilden Herbststürmen, o ja. Da reißt es die letzten Blätter von den Bäumen. Und so zerrte Schiller an den letzten morschen Blättern des alten Regimes, stellen wir uns sein umstürzlerisches Drama „Die Räuber“ vor Augen. Die Oberen waren so verärgert, dass er zeitlebens Mäzene mit der Stecknadel suchen musste. Dafür wurde er der Freiheits-Schiller!

Im Herbst tragen die Wälder einen modrigen Duft – war bei Schiller da nicht etwas mit Schnuppern an faulen Äpfeln in der Schublade, deren Moder ihn zu dichterischen Rekorden anspornte?

Das morastige Spätherbstzeichen kündet von Vergehen und neuem Entstehen. Der aus der Asche steigende Phönix ist ein treffendes Bild. Nicht nur Phönix oder Skorpion mit tödlichem Giftstachel, auch der Adler mit Raubtierschnabel, gehören zu diesem Symbolkreis...was treffend scheint, wenn wir Schillers markantes Adlerprofil betrachten.

Viele kleine Tode hat ein Leben. Es ist als würde der tödliche Giftstachel des Skorpions sich immer wieder in Erinnerung bringen. Die mythischen Bilder dieses Tierkreiszeichens sind sowohl der Kriegsgott Ares bzw. Mars, als auch der reiche mächtige Unterweltsgott Pluto. Übrigens ist es dieser, der in der Mythologie die Kore raubt, die Jungfrau, Tochter der Erdgöttin Demeter. Er nimmt sie mit in seine Unterwelt, in das Reich des Todes. Planetenkinder des Mars/Pluto sind dementsprechend in ihren Eigenschaften radikal, auch sehr ernsthaft mit unbedingtem Streben und erstaunlicher innerer Kraft, schwierigsten Umständen zum Trotz.

Wie vergleicht sich das mit Schillers Leben? So meint er es zum Beispiel ernst, wenn ihm der große Wurf gelingen soll, eines Freundes Freund zu sein. Schiller hat Goethe sechs Jahre lang umworben, auf seine Weise sogar gezähmt. Denn immerhin hat er seine Christiane, (wie hieß es in Weimar: seine „Vulpius-Sünde“) vor ihm versteckt. Das hätte er doch nicht nötig gehabt vor dem Freund. Aber er zollte seinem Freund Friedrich Schiller eben großen Respekt.

Übrigens haben Pluto-Planetenkinder viel Sinn für Statussymbole. Da passt schon Schillers gesellschaftliches Hinaufheiraten, auch passt, dass er über seinen Verhältnissen gelebt und trotz Schulden und Pein sich einen großen Rahmen zu geben verstand. Kaum vegetierte er wie Spitzwegs armer Poet, obwohl er sich genau so warm hätte anziehen sollen – denn Schiller war immer verschnupft, seine lebenslängliche Herbstkrankheit. In dunklen Schmerzensnächten zwang er sich seine Dramen ab.

Der Kriegsgott Mars blitzt schon früh in seinem Leben auf, beim gnadenlosen Drill in der Militärschule. Folteranstalt nannte er sie.

Werk: Das Skorpionzeichen gibt seinen Planetenkindern eine Mitgift von einiger Wut mit. Diese Wutkraft steckt in den „Räubern“ und war voller Ansteckgefahr: das Theater in Mannheim wurde kurzfristig zum Tollhaus: Aufschreie, Fäuste, Trampeln – mit einem Schlag war Schiller berühmt, und berüchtigt, denn Knast war der Dank des schwäbischen Herzogs. Also wie ein Krimi sein Leben, das spezifisch Kriminelle in seinem Werk. Mars und Pluto, das waren seine planetarischen Paten, die ihn auf Schauplätze von Krieg, Tod und Schicksal führten, sei es in seinen Werken über Wilhelm Tell, Maria Stuart, Wallenstein und über die Schrecken den 30jährigen Krieges.

Die Würde und Ehrenhaftigkeit des Kämpfers, Bilder des Skorpion-Geborenen, führen ihn zum philosophischen Werk Immanuel Kants und machen aus ihm einen Moralisten. Wenn Nietzsche, provozierend wie er war, über Schiller als  Moraltrompeter von Säckingen spottete, so kann dies nicht Schillers moralisch getöntes Werk schmälern, beispielsweise Verbrecher aus verlorener Ehre, Spiel des Schicksals, Vom Erhabenen, Über Anmut und WürdeSittlichkeit und Würde: Der Mensch soll seine metaphysische Freiheit auch um den Preis des Lebens verteidigen.

Anscheinend forderte der Gespenstermonat Skorpion noch den Titel heraus: Der Geisterseher.

Tollkühn ist der Taucher, den der Strudel nicht mehr zurück bringt: Der Mensch versuche die Götter nicht / und begehre nimmer und nimmer zu schauen/ was sie gnädig bedecken mit Nacht und mit Grauen. Das ist ein Untergangsschauspiel, dem Todesmonat abgelauscht und noch nicht genug, sogar: Vom Vergnügen an tragischen Gegenständen.

Schillers Tod, das war ein wüster Gruß von Pluto: Die Obduktion ergab, dass die Lunge brandig war, breiartig und ganz desorganisiert. Das Herz ohne Muskelsubstanz, Gallenblase und Milz unnatürlich vergrößert, die Nieren in ihrer Substanz aufgelöst und völlig verwachsen, so der Leibarzt des Weimarer Herzogs, und dieser fuhr fort: Bei diesen Umständen muss man sich wundern, wie der arme Mann so lange hat leben können.

Ja, er war eben Skorpi, konnte lange, lange dem Tod trotzen. Diese ursprüngliche Kraft, Tod und Teufel nicht zu scheuen, das ist eine Mitgift an diese Planetenkinder.

Und an Goethe: Ich werde tun, was ich kann, und wenn endlich das Gebäude zusammenfällt, so habe ich doch vielleicht das Erhaltenswerte aus dem Brande gerettet.

Er brachte das Radikale zum Ausdruck: Ich muss ganz Künstler sein können oder ich will nicht mehr sein. Plutonisch diese Unbedingtheit. Tod oder Leben!

Vom Fest seiner Grablegung und Auferstehung, spricht Thomas Mann und was sagte Hugo von Hofmannsthal: Schiller, der sterbend hinstürzte und so stürzend, so sterbend ein ewiges Sinnbild blieb.